Sonntag, 7. Oktober 2018

Die Saga von Bjørn Bærenstyrn


In der Nacht des Blutmondes.
Der Eisregen rot wie Fleisch und scharf wie Dornen.
Das Kind ward geboren auf den Planken des Drachenschiffes.
Groß wie ein Kalb.
Die Mutter gab ihr Leben.
Der Vater voller Zorn, übergab das Kind dem Meer.


Die kalte See umschlang das Kind, doch barg es auf einer Scholle aus Eis.
Getragen mit dem Sturm, durch die schwarzen Wellen, auf kalten Floß.
Die große Bärin, rastlos, ihrer Jungen beraubt.
Neugierig, schnüffelnd, geführt zum Kind in der gefrorenen Gischt.
Kein Schrei, nur Kraft.
So zog die große Bestie das Kind unter ihr verschneites Fell.



„Seit einem Mond verfolgte die Gruppe aus Jägern bereits die Fährte. Durch hüfthohen Schnee, schwarze Fichtenwälder und schroffe Felsformationen folgten Sie schweigend der Spur der Bestie. Der erste Jäger führte die Männer entlang eines tiefen, schwarzen Fjordes weit ins Landesinnere. Hier, wo die steinerne Narbe sich bereits zu einem schmalen Fluss verjüngt hatte, endete die Fährte. Anspannung durchdrang die klirrende Luft wie ein wärmendes Feuer. Leise und mit geübten Bewegungen befreiten die Krieger ihre Waffen von ihrem Mantel aus Eis. Vorsichtig durchschritten sie das ausgefächerte Flussbett, welches zu seinen Flanken mit dem turmhohen Fichtenwald verschmolz. Mit dumpfen Grollen kippte ein Baum in Gruppe und mit donnerndem Brüllen zerriss die Bestie einen der Männer und zerstampfte bereits den nächsten. Pfeile schnellten blitzartig von den Sehnen und schlugen dumpf durch das dichte Fell der großen Bärin. Tobend vor Schmerz und Wut zerbrach sie zwei weitere ihrer Peiniger bis der Pfeil des ersten Jägers ihre Kehle durchbohrte und sie glucksend brüllend zum Stillstand kam. In diesem Moment brach eine weitere Bestie aus dem Gehölz. Schreiend und klagend stürzte sie sich auf einen der Jäger und tötete ihn. Der erste Jäger hatte bereits den nächsten Pfeil auf die Sehne gelegt, doch er zögerte. Im Gegensatz zu der großen Bärin, tötete diese Bestie nicht mit Zähnen oder Klauen. Sie umklammerte die Köpfe ihrer Opfer mit ihren großen Pranken und brach Ihnen mit einem gewaltigen Kopfstoß die Schädel. Auch ihre Bewegungen waren weniger animalisch, sondern vielmehr kontrolliert. Der erste Jäger riss sich aus seiner Verwunderung und schoss. Mit nunmehr einem halben dutzend Pfeilen im Leib, sank das Ungetüm protestierend auf die Knie. Ein Handzeichen des ersten Jägers bedeutete seinen Männern den Beschuss einzustellen. Er zog seinen Dolch und näherte sich langsam seinem schnaufenden Opfer. Frische Schneeflocken legten sich bereits auf sein zotteliges Äußeres. Lange blickte er in die hasserfüllten Augen, die ihn voller Zorn anfunkelten. Dann umspielte ein Lächeln sein verwittertes Gesicht. Dieses Wesen hatte die Größe eines Ogers und doch war es keine Bestie. Dieses Wesen war ein Mensch. Ein wilder Mensch, der noch niemals unter seinesgleichen gelebt hatte. Die Götter waren großzügig. Das Fell der großen Bestie und ein außergewöhnlicher, ungezähmter Sklave. Zurück in der großen Halle wird die Gunst des Fürsten mit den Jägern sein.“  





Als Bjorn von den Jägern als Sklave in ihr Dorf gebracht wurde, schätzen die Nordmänner ihn bereits auf über 30 Sommer. All die Jahre lebte er allein mit der großen Bärin in der Wildnis Norscas. Er sprach keine Sprache der Menschen und konnte nichts mit der Gemeinschaft und ihren Gepflogenheiten anfangen. Da er die meiste Zeit nur brüllte und versuchte jeden zu töten der ihm zu nahe kam, steckten die Nordmänner ihn in eine tiefe Grube. In diese Grube warfen sie Abfälle, tote Tiere und Sklaven. Weitere 3 Jahre verbrachte Bjorn in dieser Grube. Halvdan Trollauge der Dorfhäuptling fand Gefallen an der Art wie Bjorn seine Gegner mit einem Kopfstoß tötete und da er nur mit Bären sprechen konnte kam er alsbald zu seinem Beinahmen „Bærenstyrn“.

Die folgenden 10 Jahre verbrachte Bjorn als Sklave bei dem Stamm der Chaosbarbaren.

Er musste die schwersten Arbeiten verrichten, zahllose Grubenkämpfe austragen und lernte widerwillig und schwerfällig die Sprache der Nordmänner.

Fortsetzung folgt