In der Nacht des Blutmondes.
Der Eisregen rot wie Fleisch
und scharf wie Dornen.
Das Kind ward geboren auf
den Planken des Drachenschiffes.
Groß wie ein Kalb.
Die Mutter gab ihr Leben.
Der Vater voller Zorn,
übergab das Kind dem Meer.
Die kalte See umschlang das
Kind, doch barg es auf einer Scholle aus Eis.
Getragen mit dem Sturm,
durch die schwarzen Wellen, auf kalten Floß.
Die große Bärin, rastlos,
ihrer Jungen beraubt.
Neugierig, schnüffelnd,
geführt zum Kind in der gefrorenen Gischt.
Kein Schrei, nur Kraft.
So zog die große Bestie das Kind unter ihr verschneites Fell.
„Seit einem Mond verfolgte
die Gruppe aus Jägern bereits die Fährte. Durch hüfthohen Schnee, schwarze
Fichtenwälder und schroffe Felsformationen folgten Sie schweigend der Spur der
Bestie. Der erste Jäger führte die Männer entlang eines tiefen, schwarzen
Fjordes weit ins Landesinnere. Hier, wo die steinerne Narbe sich bereits zu
einem schmalen Fluss verjüngt hatte, endete die Fährte. Anspannung durchdrang die
klirrende Luft wie ein wärmendes Feuer. Leise und mit geübten Bewegungen
befreiten die Krieger ihre Waffen von ihrem Mantel aus Eis. Vorsichtig
durchschritten sie das ausgefächerte Flussbett, welches zu seinen Flanken mit
dem turmhohen Fichtenwald verschmolz. Mit dumpfen Grollen kippte ein Baum in
Gruppe und mit donnerndem Brüllen zerriss die Bestie einen der Männer und
zerstampfte bereits den nächsten. Pfeile schnellten blitzartig von den Sehnen
und schlugen dumpf durch das dichte Fell der großen Bärin. Tobend vor Schmerz
und Wut zerbrach sie zwei weitere ihrer Peiniger bis der Pfeil des ersten
Jägers ihre Kehle durchbohrte und sie glucksend brüllend zum Stillstand kam. In
diesem Moment brach eine weitere Bestie aus dem Gehölz. Schreiend und klagend
stürzte sie sich auf einen der Jäger und tötete ihn. Der erste Jäger hatte
bereits den nächsten Pfeil auf die Sehne gelegt, doch er zögerte. Im Gegensatz
zu der großen Bärin, tötete diese Bestie nicht mit Zähnen oder Klauen. Sie
umklammerte die Köpfe ihrer Opfer mit ihren großen Pranken und brach Ihnen mit
einem gewaltigen Kopfstoß die Schädel. Auch ihre Bewegungen waren weniger
animalisch, sondern vielmehr kontrolliert. Der erste Jäger riss sich aus seiner
Verwunderung und schoss. Mit nunmehr einem halben dutzend Pfeilen im Leib, sank
das Ungetüm protestierend auf die Knie. Ein Handzeichen des ersten Jägers
bedeutete seinen Männern den Beschuss einzustellen. Er zog seinen Dolch und
näherte sich langsam seinem schnaufenden Opfer. Frische Schneeflocken legten
sich bereits auf sein zotteliges Äußeres. Lange blickte er in die hasserfüllten
Augen, die ihn voller Zorn anfunkelten. Dann umspielte ein Lächeln sein
verwittertes Gesicht. Dieses Wesen hatte die Größe eines Ogers und doch war es
keine Bestie. Dieses Wesen war ein Mensch. Ein wilder Mensch, der noch niemals
unter seinesgleichen gelebt hatte. Die Götter waren großzügig. Das Fell der
großen Bestie und ein außergewöhnlicher, ungezähmter Sklave. Zurück in der
großen Halle wird die Gunst des Fürsten mit den Jägern sein.“
Als Bjorn von den Jägern als Sklave in ihr Dorf gebracht
wurde, schätzen die Nordmänner ihn bereits auf über 30 Sommer. All die Jahre
lebte er allein mit der großen Bärin in der Wildnis Norscas. Er sprach keine
Sprache der Menschen und konnte nichts mit der Gemeinschaft und ihren
Gepflogenheiten anfangen. Da er die meiste Zeit nur brüllte und versuchte jeden
zu töten der ihm zu nahe kam, steckten die Nordmänner ihn in eine tiefe Grube.
In diese Grube warfen sie Abfälle, tote Tiere und Sklaven. Weitere 3 Jahre
verbrachte Bjorn in dieser Grube. Halvdan Trollauge der Dorfhäuptling fand
Gefallen an der Art wie Bjorn seine Gegner mit einem Kopfstoß tötete und da er
nur mit Bären sprechen konnte kam er alsbald zu seinem Beinahmen „Bærenstyrn“.
Die folgenden 10 Jahre verbrachte Bjorn als Sklave bei dem
Stamm der Chaosbarbaren.
Er musste die schwersten Arbeiten verrichten, zahllose
Grubenkämpfe austragen und lernte widerwillig und schwerfällig die Sprache der
Nordmänner.
Fortsetzung folgt